Wir haben: das bewährte Team, den alternden Kommissar Alexander Thal, die stets schicke Bettina Berg, Mutter von Thals Enkel (etwas komplizierte Verhältnisse), die Nachwuchskräfte Stefanie Bohlmann, ruhig, präzise, belastbar, und Jonas Quandt, schwul und Thai-Brause-süchtig.

Wir haben: einen sehr fleißigen Autor. Dies ist ω Béla Boltens vierzehnter Band der Krimi-Reihe Berg & Thal, spielt in Konstanz, Boltens Wohnort.

Und wir haben: ein Team des BKA, ebenfalls ein Quartett. Diese Damen und Herren gehen digital hochgerüstet einem Cold Case nach, einem zweiundzwanzig Jahre zurückliegenden Fall. In diesem Mordfall hat Alexander Thal ermittelt. So schließt sich der Kreis. So kommen die acht zusammen. So baut man Spannung auf. Denn Thal muss sich vorhalten lassen, dass er damals, aus welchem Grund auch immer, wohl Fehler gemacht hat.

Wieder einmal ist Bolten auf der Höhe der Zeit, auf der ermittlungstechnischen Höhe. Er führt unter anderem vor, wie Zeugenaussagen eines Kindes zu werten sind. Wie sicher Aussagen sein können, die, einfühlsam und nach allen Regeln der Kunst geführt, nun doch … oder auch nicht. Verwirrspiel. Davon lebt dieses Buch, das zu lektorieren ich wieder mal das Vergnügen hatte.

Und wieder mal legt Bolten Fährten aus, die so verworren sind, dass man damit rechnet, der Autor kenne das Spiel mit den Fährten und lege sie als falsch an, um den Leser zu suggieren … Also, weiß der Elfmeterschütze, was der Torwart weiß, dass der Schütze eventuell wissen könnte, wie …? Dieser Art sind die Hinweise. Tappen Sie rein? Was stimmt? Und warum ist dann doch alles anders, vielleicht?

Oben habe ich von einem Quartett aus Konstanz geschrieben. Stimmt nicht. Es ist ein Quintett. Madlaina, Thals Freundin und eigentlich Musikerin, spielt dieses Mal eine Hauptrolle. Dabei ist sie gar nicht anwesend. Jedenfalls nicht wirklich.

Und dann geht es noch um eine Henkersmahlzeit aus Blue Crabs und einem Chardonnay aus Virginia, USA. Um Besuche auf Stationen, in denen es nach Tod riecht. Um einen Menschen, der intensiv über Schuld nachdenkt. Um eine versteckte Beute von ein paar Millionen Mark. Und um einen Sohn, der jeden Tag zur selben Zeit in einem Café sitzt und wartet.

Bela Boltens Neuer ω Sühnezeit ist seit heute lesbar. Ich kann das Buch nur empfehlen – wenn Sie ein paar Stunden einplanen. Sie werden es nicht aus der Hand legen.