Screenshot 2016-03-16 13.13.50Wie über ein Buch berichten, das man überaus schätzt – ohne dem Leser die Spannung zu nehmen? Beginnen wir doch ganz vorn. Béla Bolten hat ein neues geschrieben, die Fortsetzung seiner Berg & Thal-Reihe, Link zu Amazon. Nein, kein Kraxler-Buch. Bettina Berg und Alexander Thal sind zwei Kommissare aus Konstanz, Boltens Wohnort. Viel Heimatliches, Bodensee, Schweiz und so. Vor allem aber haben die beiden eine Geschichte, und diese Biographien streut Bolten immer wieder ein; sie sind so etwas wie tragende Teile seiner Werke. Sie setzen sich fort.

Thals Geschichte in Kürze: Heute so um die sechzig, Chef der Ermittlertruppe, manchmal müde, manchmal auch verzweifelt, Espresso-Fanatiker. Seine Frau Leah ist vor einiger Zeit einem Attentat zum Opfer gefallen, das ihm galt. Daran hat Thal lange herumgebissen. Leah ist immer noch präsent, auch wenn Thal ein neues Leben nach dem Tod von Leah gefunden hat.

Bergs Geschichte in Kürze: Um die vierzig, eine Frau, die sich zu kleiden weiß – und die Thal ideal ergänzt. Manchmal fragt man sich, warum die beiden nicht ein Paar werden, symbiotisch, wie sie sich hin und wieder verhalten. Ist aber nicht, denn Thal hat eine Neue: Madlaina, eine Schweizerin, unter anderem Profilerin mit FBI-Erfahrung, unter anderem Front-Frau einer Rockband. Ist auch nicht, weil Berg eine Liebesbeziehung mit Thals Sohn hatte. Hatte … Sie hat aber ein Kind von ihm, das wiederum heißt wie Thals Exfrau: Leah.

Hinzu stoßen: Drei weitere Ermittler mit Ecken und Kanten, Profil und Biss. Und eigener Geschichte.

Vor diesem Sextett – ergänzt zum Septett um den Kriminaldirektor, den sie Imam nennen – tauchen in Boltens bisher zehnteiliger Reihe die Bösen auf. Die Bösen bei Bolten sind sehr böse. Sie stehen oft exemplarisch für gesellschaftliche Strömung oder Aktualitäten.

Verraten sei nur so viel: Ich bin eh ein Fan der Reihe. Das schreibe ich nicht nur, weil ich das Buch und die letzten von Berg&Thal lektoriert habe. Tatsächlich war ich schon Fan der Reihe, bevor ich das Vergnügen hatte.

Dieser hier, Boltens Zehnter in der Reihe und Memorymann (Link zu Amazon) genannt, ist sein bester: ruhig erzählt, mit großer Menschlichkeit, einem warmen Herzen, sehr viel Spannung – allein schon die Grundidee ist über jeden Zweifel erhaben. Das ist großes Kino! Ganz, ganz ehrlich.

PS: Für Bolten-Fans gibt es in dem Werk ein echtes Schmankerl, es passiert in einem Hotelzimmer. Pssssssst!