Was Sie in der Überschrift lesen, passierte vorgestern. Eine junge Autorin, die diese Seite sehr genau gelesen hatte, machte mich auf mein Angebot aufmerksam, mal zehn oder zwanzig Seiten Ihres Werks unverbindlich zu bearbeiten. Was ich tat. Ich tue dies sogar mit Freude. Und da ich weder einen Namen noch einen Titel nenne, darf ich darüber berichten. Vor allem wollte sie wissen, ob ihr Werk eines Korrektorats oder eines Lektorats überhaupt bedürfe.

Klare Antwort nach fünfzehn Seiten Lektüre, und das habe ich ihr auch in die Anmerkungen geschrieben: Wenn sie mit dem Werk ohne Überarbeitung an die Rezensenten losgeht, die bei Amazon viel schreiben, ist das Buch nach einer Woche tot. Zu viele Fehler, zu viele Unsicherheiten bei Kommata und Groß- und Kleinschreibung. Das Werk würde ihr um die Ohren fliegen. Da hilft nur ein Korrektorat, ein strenges, professionelles.

Dabei lässt sich das Buch gut an, die Dame hat Fantasie, die Ausgangssituation, im Prolog angerissen, verspricht einiges. Das erste Kapitel, ein reines Drama, wirft in Ansätzen jene offenen Fragen im Verhältnis zum Prolog auf, die der Spannung guttun (Duden: nur zusammengeschrieben richtig). Ich mag es, Geheimnisse zu wittern. Ich hätte gern mehr Seiten gelesen – wenn da … ja, wenn da die vielen Fehler nicht gewesen wären. Am Ende des Gesprächs sagte sie den Satz, der mir ein wenig – Achtung, Duden: getrennt und zusammen richtig, Getrenntschreibung bevorzugt – weh tat: Werde es wohl einfach zu den anderen Buchleichen legen.

Aber das Buch hat mehr als 500 Seiten. Es zu lektorieren, kostete eine vierstellige Summe. Und ob das über den Verkauf wieder eingespielt würde … einerseits.

Andererseits finden wir andere Lösungen, eventuell. Denn eigentlich mag ich ihre Denke und ihre Fantasie.