Er hat es schon im letzten Band seiner Erfolgsreihe mit Berg&Thal-Krimis angedeutet, als sich ein Viererteam aus dem Bundeskriminalamt nach Konstanz begab, um mit dem heimischen Team den ω vierzehnten Fall zu bearbeiten. Dieses Team hat nun – völlig losgelöst von den Konstanzer Bergthalern – einen eigenen Fall: der Beginn einer neuen Reihe mit ω Bolten-Krimis. Das Buch heißt Aschehaut und ist seit ein paar Tagen über die ω üblichen Quellen zu beziehen.

Wir haben einen Till Reuter, den Leiter des Teams, verheiratet, geradeaus, Mitte vierzig. Reuter hat zuvor ein Kommissariat ›Organisierte Kriminalität‹ in Hamburg geleitet. Britta von Matt trinkt fast ausschließlich Ingwerwasser, aufgegossen aus einer maximal zwei Komma fünf Zentimeter langen Knolle; sie ist Diplompsychologin, Joggerin, spindeldürr, taff und schlau – und manchmal eben zickig. Cathy Bishop, achtundzwanzig Jahre und Tochter einer ebenso guten wie erfolglosen schwarzen amerikanischen Jazz-Sängerin, ist nach Ansicht Reuters die beste Rechercheurin des Bundeskriminalamtes. Mirko Brandner, zweiunddreißig Jahre alt, halte ich für die spannendste Figur im Quartett. Er arbeitet als Ermittler vor Ort, sitzt selten im Büro, spricht aufgrund einer angeborenen einseitigen Stimmbandlähmung heiser und sehr leise – und hat ein Geheimnis. Sehr unterhaltsam.

Um was geht es in diesem ersten Folge? Im Jahr 1976 hatten Hippies auf einem Dorf nahe Lüneburg mal wieder heftig an allerlei Drogen gezogen und augenscheinlich im Rausch gezündelt. Eine Scheune brannte ab. Man fand die verkohlte weibliche Leiche. Dieses Mädchen wurde anhand eines Fingers neben der Leiche identifiziert – nur blöd, dass man vierzig Jahre später eine andere Leiche findet, auf die exakt jene Fingerabdrücke aus dem Jahre 1976 passen. Messerscharf geschlossen: Im niedersächsichen Grab liegt eine andere. Und der Unfall von 1976 wird zum Mordfall – vierzig Jahre später. Eigentlich ein kalter Fall, längst eingeaktet; aus dem Cold Case wird ein Hot Case für Reuter & Co..

Aschehaut ist ein typischer Bolten. Wer Berg&Thal verschlingt, wird hier ebenfalls vom Feinsten bedient. Das ist ungeheuer spannend, das ist sehr gut konstruiert, das geht zum Teil unter die Haut(!). Und ist auch noch anders sehr interessant: Hauptdarsteller sind natürlich die Hippies von damals. Was ist aus denen geworden? Wie denken sie heute über die wilden Jahre? War die freie Liebe wirklich eine Liebe, die freier macht? Und – wie geht man vierzig Jahre später damit um?

Sie merken schon, ein Lesetipp von mir. Ein erstklassig spannendes Buch, bei dem der Lektor bis kurz vor Schluss nicht mal ahnte, wie es enden würde.