Um was es geht Zwei Tote am Ostsee-Strand. Es gibt auf den ersten Blick keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden Leichen. Eine Schwerverletzte, neben einer der beiden Leichen gefunden, lässt zumindest ahnen, dass es so etwas wie eine Verbindung geben könnte. Aber diese Dame, Mutter zweier Kinder und Gast im Luxushotel, redet größtenteils wirres Zeug. Zuhilfe eilt ihr die Freundin, Lesern der ersten beiden Bände von Sylvia Bergman bestens bekannt als Protagonistin Nina, ihres Zeichens Stuntfrau, tough, Single und in Liebesdingen manchmal ohne Navigationsgertät oder Radar.
Die Protagonisten Eben jene Nina, Nachname Heinze, natürlich ohne jeden Ermittlungsauftrag. Sie hängt zwischen den Stühlen. Einerseits möchte sie ihrer Freundin helfen. Andererseits ist sie abgelenkt durch vollkommen unklaren Liebeshändel mit einem Mann, der in England sitzt und nur per Kurznachricht oder Telefonat auftaucht. Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden erscheint Erik hier nicht einmal – was Sylvia Bergman (ja, mit einem N) rührend löst. Dafür umso präsenter: eine wunderbar beschriebene Gruppe aus teils schnöseligen, teils verschrobenen Teilnehmern einer esoterisch durchtränkten Fasten-Gruppe. Und ein Kommissar, der wie ein erfahrener Bär durch die Szenerie tappt.
Die Machart Sylvia Bergman hat ihre Personen erstklassig im Griff. Die Geschichte(n) auch. Ihre Wendungen halte ich für erstklassig. Ich habe in der Regel bis kurz vor Ende des Buchs keine Ahnung, wie sie die Geschichte auflöst. Mehr noch: Ich denke manchmal, diese oder jene falsche Fährte habe ich durchschaut, auf der tippe ich gar nicht weiter. Was ebenfalls sehr falsch sein kann. Kurz, ich mag ihre überlegene und bedächtige Art des Aufbaus und des Schreibens.
Ist das realistisch? Ja. Mit Verlaub, das könnte genau so passiert sein.
Eine typische Szene. Sie hatte sie bereits heute Mittag beim Pool gesehen. Eine triste, maskuline, grobschlächtige Frau mit einem Kranz aus ihren eigenen Haaren auf dem Kopf. Der Mann dazu: schwerfällig, bullig. Beim Blick auf die Haare der Frau hatte Astrid unwillkürlich an eine Sekte denken müssen. Den Gedanken hatte sie sofort wieder verworfen, als die Dame ihren Bademantel abgelegt hatte und dabei einen auffälligen Badeanzug von Gucci zeigte. Den mit dem riesigen Aufdruck des Logos.
Sie starrte die Familie an. Ihr Mann wies sie darauf hin.
»Entschuldige.« Astrid spürte Schmerzen am Kopf. Die Decke des Restaurants schien einen Moment dichter zu kommen.
»Was denkst du? Altes oder neues Geld?«, fragte Astrid.
»Definitiv neues.«
»Ich weiß, das klingt arrogant, aber sie wirken auf mich, als wären sie erst kürzlich dazugekommen.«
»Das hast du hübsch gesagt. Ich finde auch, dass es nach Drogen oder Prostitution aussieht.« Ihr Mann feierte.
»Du Scheusal! Das habe ich nicht gemeint.«
»Vielleicht haben sie ja geerbt?«, gab ihr Mann zu bedenken.
»Das könnte sein.«
Verschwörerisch grinste sie ihn an und fügte böse hinzu: »Vielleicht haben sie ja auch nachgeholfen.«
Wer ist die Autorin? ω Jérémie S. Kaiser ist kein Pseudonym. Licht und Ratten ist ihr drittes Buch.
Warum Sie das Buch lesen sollten Weil ich Sie bestens unterhält. Weil es gut konstruiert ist. Weil die Liebesgeschichte sehr zart angelegt ist – und, wie ich finde, sehr realistisch. Weil es auf wunderbare Art und Weise vollkommen entspannt daherkommt. Man spürt sehr gut, dass Frau Bergman eine große Routine erreicht hat.
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