Um was es geht. Ein Mann wird in einem Billighotel gefunden, eine Kugel im Kopf. Merkwürdig daran: Dieser Kerl, Jay Jay genannt, wohnt nicht nur im selben Ort – wie immer bei Bolten: Konstanz –, er hat dort auch eine Prachtvilla, zwei ergebene Geliebte, Geld zum Abwinken – und einen Beruf, der ihn mit den Kreativen der Welt zusammenbringt. Er ist eine Art Impressario. Wer hat ihn umgelegt in der Dusche? Und ja, auch das: Woher kommt das frische Scheidensekret auf seinem Spießgesellen?

Die Protagonisten sind bei Béla Boltens Reihe »Berg und Thal« stets der Stamm: Alexander Thal, der Bergführer der Truppe: über sechzig, manchmal arbeitsmüde, pedantisch, oberlehrerhaft, ein Teamspieler mit einzelgängerischen Anwandlungen. Bettina Berg, Stellvertreterin im Kommissariat und Lebensdame eines Freundes von Alexander. Jonas Quandt und Caro Schiele, das Jungvolk, er schwul und taurinsüchtig, sie mit Punker-Herz und nikotinsüchtig. Und Madlaina Veicht, Schweizerin, Rockstar, Exprofilerin mit Karriere beim FBI – und nebenbei Thals Lebensmensch. Plus Schober, der Kriminalrat mit Eigenheiten. Die also sowieso.

Und die Ergänzungsspieler. In diesem Werk, dem einundzwanzigsten (ja, 21!) aus der Berg-und-Thal-Reihe gesellen sich Charaktere hinzu, die dem Buch die Würze geben. Olga, eine Opernsängerin der Klasse Callas des 21. Jahrhunderts; ihr Mann, ein Fotograph, der den verzweifelten Ex-Star nach Olgas Schlaganfall liebevoll betreut; die beiden Geliebten des Toten – und weitere Tinderessen, der Impressario dürfte als sexsüchtig durchgehen. Mehr sage ich hier nicht. Mehr würde Boltens Plot der allerallerfeinsten Art in Teilen offenlegen. Nur so viel: Das ist ungeheuer spannend. Ja, bis zum Schluss. Und nein, ich habe dieses Ende …

Die Schreibe. Wie immer bei Bolten: überlegen. Nachvollziehbar, auf den Punkt. Dabei lässt Bolten, wie so oft, genug Raum, um auch die Beziehungen der Kommissariats-Protagonisten immer wieder anders anzuköcheln. ω Bolten ist einfach ein Routinier mit exakter Planung und Fantasie für weitere einundzwanzig.

Ist das realistisch? Aber ja, ein perfekt geplantes Verbrechen mit Abwegen und Imponderabilien.

Die beste Szene ist eine rührselige. Ein Brief. Ein Brief, der alles erklärt, der die Personen und deren Handlungen durchschaubar macht. Ein Liebesbrief der Meisterklasse.

Warum Sie das Buch lesen sollten. Weil es – und ich darf das sagen – das beste aus der Berg-Thal-Reihe von Bolten ist. Sollten Sie noch keines der Bücher gelesen haben, ist dies ein wunderbarer Einstieg.

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