Um was es geht. Eine Frau verschwindet spurlos. Ihr Mann macht sich verdächtig, sie ermordet zu haben, aus Eifersucht. Ihre Tochter, gerade mal vierzehn, ist auch ein Früchtchen. Ihre Schwester  … na ja, als Vorbild für ein tugendhaftes Leben taugt sie ebenso wenig wie die Nachbarn und wie ihr Arbeitgeber, ein Italiener, der Giftmüll gen Napoli verklappt. Die Polizei tappt bewusst im Dunkeln. Und ihr Geliebter … ja, welcher eigentlich?

Die Protagonisten. Die Betti, die Verschwundene. Ihr Mann hat täglich neue Geschäftsideen, hält sich für den Start-upper aller Start-ups und hat nicht nur ausschließlich Schulden, sondern kein Händchen für nichts, nicht mal für die Kindererziehung. Nein, er hat auch seine Libido nicht im Griff. Übrigens, das haben in diesem Werk die wenigsten. Der Oberkommissar geht regelmäßig zur Therapie, weil er es nicht schafft, seine Zettelwirtschaft zu sortieren. Er neigt dazu, abendlich rund fünfzig Seiten zu protokollieren. Der Mafia-Mann ist ein sehr Durchtriebener, der die Fäden in der Hand hält. Bettis Eltern? Harmlose Spinner, die ihre Familie für allein seligmachend halten und einen Buchladen betreiben. Ihre Schwester? Eine Spinnerin, aber nicht harmlos. Die Nachbarn – durchgeknallt, überhaupt nicht harmlos, der Vierzehnjährige ein Spanner. Der Nachhilfelehrer der Tochter … reden wir nicht drüber. Sie sehen schon: ein Panoptikum an schrägsten Typen fährt Winter da auf. Sagte ich schon, dass Bettis Gatte ebenfalls zur Therapeutin geht? Zur selben wie der Kommissar? Und dass des Kommissars Freundin Musikerin ist?

Die Schreibe. Sehr unterhaltsam, Jannik Winter  (ω  Link zu Informationen über ihn) ist noch knapper, schneller, präziser als bei seinem ersten Werk. Ach, was sage ich: Ich habe mich bei der Arbeit an Betti köstlich amüsiert. Und wirklich gerätselt, wie er diese irre Geschichte (doppelter Wortsinn, bitte!) auflöst.

Ist das realistisch? Nein. Aber erstklassige Kurzweil für ein paar Stunden.

Die beste Szene ist eine typische. Der Kommissar ist nicht in der Lage, Redewendungen als solche zu erkennen; er nimmt alles wörtlich. Einmal fingert seine Therapeutin mit der Haarnadel in ihren Haaren herum und sagt: „Da hänge ich wohl an der Nadel.“ Der Kommissar glaubt ernsthaft, von einer Drogenabhängigen therapiert zu werden. Oder diese Szene: Sein Chef sagt zu ihm, eine Anweisung komme von ganz oben. Der Oberkommissar denkt ernsthaft an eine direkte Eingebung von Gott.

Warum Sie das Buch lesen sollten. Weil es verdammt noch mal irrsinnig gut geschrieben und irrsinnig unterhaltsam ist.

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